Aller Anfang ist schwer oder auch: Worüber ich schreiben will

Mir gefällt die Vorstellung, in zwei Jahren zurückzublicken, auf diesen Beitrag zu stoßen und zu denken: Oh mein Gott. Das hast du nicht wirklich geschrieben.

Scham ist Luxus

Gewiss werde ich mich schämen. Ich habe einen gewissen Hang zur Scham. Aber dann soll es doch, dieses zukünftige Ich. Soll es sich doch schämen. Ich gönne diesem Ich den Luxus der Scham. Denn im Gegensatz zu mir ist dieses Ich schon weiter, angelangt an einem Punkt, bei dem es hier zurückblicken kann und sich denken: Das würde ich so nie mehr schreiben. Nie mehr auf die Idee kommen, das überhaupt zu veröffentlichen.

Inneren Kritiker zurücklassen

Schön für dich. Aber ich bin eben noch nicht so weit. Ich bin noch am Anfang. Ich weiß noch nicht einmal, worüber ich hier schreiben soll, worum es hier gehen soll. Statt zu meckern, statt mich zu kritisieren, du selbstgefälliges Wunderweib, könntest du mich lieber unterstützen, könntest du konstruktive Kritik dalassen, dich auf ein Brainstorming einlassen. Wenn du nur gekommen bist, um dich über mich lustig zu machen, dann kannst du wieder gehen. Ich habe vor einiger Zeit beschlossen, mich nicht mehr auf (selbst-)zerstörerische Binsenweisheiten a la Sowas macht man nicht oder Entweder ganz oder gar nicht einzulassen und seitdem arbeitet es sich deutlich besser.

Perfekt warten vs. Imperfekt starten

Aber mal ernsthaft. Fast schon mit einem gewissen Trotz gehe ich an diesen Blog, nachdem ich mich ewig damit beschäftigt hatte, was man schreiben könnte. Es ging dabei nicht nur um den Inhalt, auch um das Format, die richtigen Keywords, einen vernünftigen, marketingtauglichen Plan, der mich souverän, vertrauenswürdig und professionell erscheinen lässt. Aber nachdem ich schon ein perfekt geplantes Business aufgegeben, kaum nachdem ich es gestartet hatte, möchte ich nun in ein imperfektes Business starten, das sich etwas mehr nach mir anfühlt.

Die Sicherheit der Unsichtbarkeit

Noch bin ich unsichtbar in den Weiten des Internets. Es gibt hunderte Online-Marketing-Kurse, die diesem Phänomen entgegensetzen, genügend Angebote von Google oder Facebook, sich in die Sichtbarkeit zu kaufen. Doch kaum jemand erwähnt, dass es auch sehr natürlich und gut sein kann, sich anfangs in dieser dunklen, menschenleeren Gasse aufzuhalten und sich ausprobieren zu dürfen, bevor man sich auf die überfüllte Hauptstraße wagt. Es kann auch Vorteile haben, erstmal den Rücken zu straffen, auszuprobieren, wie sich dieser oder jener Gang anfühlt, in den verstaubten Schaufenstern einen Blick von sich selbst zu erhaschen und erst einmal ganz unvoreingenommen zu überlegen, was man selbst von diesem Spiegelbild hält.

Angst vor Fehlern, Angst vor Ablehnung

Ich weiß tatsächlich schon, wo ich hinwill. Ich bin überraschend gut ausgebildet. Die Theorie stand mir nie im Weg, die Praxis ist es eher, die mich zurückhält. Die Angst vor Ablehnung, vor Fehlern. Wer ist von dieser Angst schon ausgenommen? Es ist stets nur die Frage, wie sehr sie einen einnimmt und das eigene Leben einschränkt. Ich will nun meinen eigenen Weg gehen, die Angst mitnehmen, statt dass sie mich an dunkle, langweilige Orte führt. Ich möchte mit ihr gemeinsam erleben, dass es gar nicht so weh tut, hinzufallen und wieder aufzustehen.

Der Mut, etwas zu erzählen zu haben

Denn ich habe etwas zu erzählen, tatsächlich. Ich möchte hier gerne meinen Weg zum Autorendasein teilen. Möchte übers literarische Handwerk schreiben, über die mentalen und existenziellen Herausforderungen, die es mit sich bringt, wenn man sich für ein schreibendes Leben entscheidet. Über die Freuden, sich den eigenen Ängsten zu stellen, sich weiterzuentwickeln. Über die Freuden des Schreibens eben.

Gestatten: Ich

Wen es interessiert, dem möchte ich gerne erzählen, wie es ist, sein ganzes Leben lang schon schreiben zu wollen und sich immer wieder selbst im Weg zu stehen. Ich möchte dem Lesenden gerne erzählen, wie es ist, an Wettbewerben teilzunehmen, zu gewinnen und zu verlieren und vor beiden Dingen Angst zu haben. Möchte erzählen, wie es ist, nach Jahren des Angestelltensein sich fürs Schreiben zu entscheiden und zu merken, dass die alten Ängste einfach mitgegangen sind und vorher nur auf Pause gedrückt worden sind. Ich möchte gerne erzählen, wie es ist, Heftromane zu schreiben und sich dabei selbst ernst zu nehmen. Ich möchte die Lesenden dabei mitnehmen beim ersten Versuch des Selfpublishings. Von den Freuden von Schreib- und Lesegruppen erzählen und ja, auch dafür Werbung machen. Von all diesen schreibenden Plänen möchte ich erzählen. Wie man das Schreiben für sich nutzen kann. Möchte Schreibimpulse teilen. Fiktive und autobiografische Geschichten teilen. Gleichgesinnte finden. Aushalten, hier vorne zu stehen. Angesehen zu werden. Und mich dafür nicht schämen zu müssen. Gerne kann ich mich für Dinge schämen, die ich getan habe. Aber niemals für meiner Selbst. Das sollte für jeden gelten, nicht nur für mich.

Was also jetzt?

Irgendwann kommt es. Der rote Faden, die Keywords, das strukturierte Schreiben. Aber jetzt erst einmal, jetzt wollte ich einfach nur runterschreiben und den Publizier-Knopf drücken, um zu beginnen. Mehr und nicht weniger. Es hilft. Ich kann das jedem empfehlen. All den Perfektionisten da draußen, vor allem den schreibenden Perfektionisten. Ihr seid nicht alleine. Und ich möchte, dass ihr hier seid, weil ihr euch unterhalten fühlt.

Den ersten Satz zu schreiben, ja, das kann schwer sein. Aber der erste Satz muss weder schwer noch leicht sein. Er muss nur eins: geschrieben werden. Der Rest kommt von selbst.

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